Widerlegung des Chinarindenversuches

 

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Ernst Habermann, Hochschullehrer für Klinische Pharmakologie der Justus-Liebig-Universität Gießen, stellte den sehr simplen Hahnemann'schen Versuch öffentlich auf die Probe. Der 70jährige Professor, der zum Zeitpunkt des Versuches 64 kg wog, nahm vor und nach seinen Vorlesungen pulverisierte Cortex chinae ein, wobei er analog zu Hahnemann vier Quentchen (1 Quentchen = 1,6 g) in ein Glas gab, kräftig verrührte und trank. Er musste gut nachspülen, um auch die Reste aus dem Glas zu gewinnen und vor allem, um den widerlichen bitteren Geschmack der Chinarinde wieder loszuwerden. Hätte sich Hahnemanns Beschreibung bewahrheitet, so hätte Habermann innerhalb kurzer Zeit nicht mehr in der Lage sein müssen, seine Vorlesung weiter zu halten. Es passierte jedoch nichts Berichtenswertes - außer, dass sich Habermann "wie eine redende Flasche Tonic Water" fühlte. Seine Körpertemperatur blieb unverändert (35,8°C vor und 36,15°C nach der Einnahme), der Puls blieb unauffällig. Auch eine Verdoppelung der Dosis änderte in einem weiteren Durchlauf nichts an diesen Befunden.

 

Habermanns Kollege Hans-Jochen Krämer, ein 37jähriger Arzt mit einem Körpergewicht von 80 kg, wiederholte diesen Vorlesungsversuch an sich selbst unter Laborbedingungen. Einmal nahm er 3,3 g und in einem anderen Durchlauf sogar 8 g Cortex chinae ein. Dabei maß er sich viermal im Abstand von 30 Minuten Blutdruck und Körpertemperatur. Sein Puls blieb im Bereich von 89 + 5 Schläge/Min., seine Körpertemperatur blieb bei 36,5°C mit einer maximalen Zunahme von +0,2°C und einer stärksten Absenkung von -0,5°C. Auch der Blutdruck von Krämer (140/80 mmHg) änderte sich nicht. Dieser Laborversuch wurde öffentlich in einer Vorlesung wiederholt und ergab erneut keinerlei relevante Veränderungen.

Bereits im Jahre 1841 versuchte der Greifswalder Pharmakologe Schulz, selbst keineswegs ein Gegner der Homöopathie, erfolglos den Chinarindenversuch zu wiederholen. Er gab gesunden Probanden 5-10 mg Chinin, was etwa 100 mg der Rohdroge entspracht, und konnte keine Veränderung der Körpertemperatur feststellen.

 

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