Für Sie als Eltern ist es wichtig zu wissen, dass Sie
an dem Verhalten Ihres Kindes keine Schuld haben. Oft müssen sich die Eltern
Vorwürfe von Großeltern, Lehrern und Bekannten anhören, sie seien zur
Kindererziehung unfähig. Dabei steckt die Hyperaktivität in dem Kind.
Denken Sie immer daran, dass Ihr Kind nicht absichtlich oder vorsätzlich
Unfug macht. Die Reaktionen der Eltern auf die Streiche oder das störende
Verhalten eines "normalen" Kindes sind bei hyperaktiven Kindern
nicht angebracht. Sie sind gar nicht aufnahmefähig für irgendwelche
Erziehungsmaßnahmen.
Gehen Sie von vorneherein so an die Sache heran, dass Sie vor dem Kritisieren
oder "Erziehen" eine kurze Bedenkzeit einlegen. Bei vielen
unwichtigen Dingen, z.B. wenn das Kind hampelt oder komische Laute von sich
gibt, ist es besser, gar nicht zu reagieren.
Oft verstärkt unbedachte Kritik oder "Erziehungsmaßnahmen" nur den
Erregungszustand Ihres Kindes und verschlimmert so nur die Situation.
 | Geben Sie immer nur eine klare und eindeutige
Aufgabe. |
Ihr Kind kann meist nur eine Information erfassen.
Wenn Sie ihm den Auftrag erteilen, 2 Sachen gleichzeitig zu machen, also z.B.
in ein anderes Zimmer gehen, von dort etwas mitzubringen und das Licht
auszuschalten, kann es sein, dass es zwar in das Zimmer geht, aber nur einen
der Aufträge oder auch gar nichts erledigt. Ihr Kind wurde durch die zwei
Informationen überfordert.
Wenn Sie wollen, dass das Chaos im Kinderzimmer
beseitigt werden soll, hat es keinen Zweck Ihrem Kind seine Unordnung
vorzuwerfen, sondern Sie sollten ihm konkret sagen, dass die Bücher in das
Regal, die Spielsachen in die Kiste und die Kleidung in den Schrank zu räumen
sind.
Bitte denken Sie immer daran, eine gewisse
Unordnung sollten Sie Ihrem Kind zugestehen, sonst ist es unglücklich. Es ist
seine Ordnung.
Und bedenken Sie bitte auch das Folgende: Wenn
meine Mitarbeiter meinen Schreibtisch sehen, dann sind sie immer entsetzet und
ratlos. Ich jedoch finde alles notwendige innerhalb kurzer Zeit. Ich kann
ihnen dann immer nur zur Antwort geben; "Nur das Genie beherrscht das
Chaos!"
 | Lassen Sie Ihrem Kind Zeit, sich an neue Dinge
und Situationen zu gewöhnen. |
Manchmal kann Ihr Kind gar nichts verstehen. Es
erscheint dann unwillig, ungehorsam oder bockig. In Wirklichkeit war seine
Aufnahmekapazität mit anderen, meist unwichtigen, Dingen ausgefüllt.
Wiederholen Sie in Ruhe Ihre Rede, aber bestehen Sie nicht auf sofortige
Ausführung. Das Kind muss die neue Aufgabe erst erfassen, sich mit Ihr
befassen. Sich an Neues zu gewöhnen bereitet Ihrem Kind oft Schwierigkeiten.
In der Anpassungsphase ist es dann wie aus dem Häuschen. Beachten Sie dies
nicht, lassen Sie ihm Zeit, sich an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen.
Und denken Sie immer daran, dass sich Ihre eigene Unruhe oder Ungehaltensein
auf Ihr Kind überträgt.
 | Zeitdruck wirkt sich verheerend auf die
Leistungsfähigkeit Ihres Kindes aus. |
Hyperaktive Kinder haben allergrößte
Schwierigkeiten, unter Zeitdruck zu arbeiten. Drängen Sie daher nicht,
Aufgaben in bestimmter Zeit zu erledigen. Auch laufende Mahnungen verträgt
Ihr Kind nur in einem bestimmten Umfang. Es ist daher immer besser sich auf
eine anfängliche, durch das Kind überschaubare Zeitvorgabe zu einigen und
sich dann gegebenenfalls auch mit halben Ergebnis zufriedenzugeben.
 | Geben Sie Ihrem Kind Rückhalt und immer neuen
Mut, aber erwarten Sie nie zu viel. |
Ihr Kind kann nicht immer alles gleich gut. Es gibt
Tage da gelingen selbst schwierigste Aufgaben. Aber dann scheint wieder einmal
gar nichts zu gehen.
Halten Sie sich lieber einmal mehr zurück und verlangen Sie nichts, was Ihr
Kind in diesem Moment gar nicht kann. Nächste Woche oder vielleicht schon
Morgen geht es vielleicht schon viel besser.
Ihr Kind leistet meist, was es kann. Erwarten Sie nicht zuviel von ihm, sonst
werden Sie enttäuscht. Sie helfen Ihrem Kind am besten, wenn Sie es
motivieren, ihm viel Zuwendung geben, und das besonders dann, wenn es gerade
aufnahmefähig ist.
 | Versuchen Sie nicht, Ihr Kind zu überzeugen. Es
entsteht ein unendlicher nutzloser Wortwechsel. Lassen Sie es auf sich
beruhen. |
Hat Ihr Kind das letzte Wort, versuchen Sie es nicht
von Ihrer richtigen Meinung zu überzeugen. Ihr Kind wird auf seiner
Meinung weiter beharren, es hat sehr starke Nerven! Sie würden sich nur
unnötig aufregen, ohne einen Erfolg zu haben, im Gegenteil, Sie würden seine
Erregung weiter steigern. Vielleicht hat Ihr Kind Sie jedoch schon verstanden
und aufgenommen, was Sie meinen.
Wenn Sie sich einmal nicht gut fühlen, abgespannt sind
oder schlecht gelaunt, gehen Sie Ihrem Kind lieber aus dem Wege. Kritisieren
Sie es nur, wenn Sie die Reaktion Ihres Kindes verkraften.
 | Stehen Sie immer zu Ihren Kindern, nehmen Sie sie
in Schutz vor äußeren Angriffen und Ungerechtigkeiten. |
... auch wenn das sehr schwer ist, und andere z.B.
Lehrer aus Unkenntnis der Situation und leider auch noch zu oft Desinteresse
viele Ihrer Mühen wieder zunichte machen.